Heiner Müller als Cyborg
Julia Bickel,
taz
„Eine künstliche Heiner-Müller-Intelligenz, unsterblich und gefangen im System, scheint mit einem zu sprechen. „Wie wollen wir anfangen? Mit dem Theater, dann wähle die 1. Mit der Festung Europas, dann wähle die 2. Oder mit der Ökonomie, dann wähle die 3.“ Befremdlich und faszinierend ist diese Form der Kommunikation.[…] “
Heiner Müller – Das Wappentier der Befreiung
Christine Wahl,
Der Tagesspiegel
„Eine ebenso aufwendigen wie gelungenen O-Ton-Montage des umfangreichen Müller-Audiomaterials.“
Ich glaube an Konflikt. Sonst glaube ich an nichts.
Berliner Morgenpost
„Heiner Müller zeichneten ein leiser Humor und die Vorliebe zum klassischen Witz aus. Mit Sicherheit hätte er an der Installation Die Müllermatrix von Interrobang seine helle Freude gehabt. Per Telefon kann sich das Publikum mit einem Müller-Cyborg unterhalten.“
Sankt Heiner lebt im Telefon und trägt Fummel.
Gerd Brendel
Deutschland Radio Kultur
„Heiner Müller als nicht tot zu kriegendes Gespenst“
Kunst und Technologie werden zur Performance-Maschine
Cindy Michel,
Wired
“Die Installation erinnert an eine Verhörsituation oder einen Gefängnisbesuch, nur fehlt der Mensch, der einem dabei gegenüber säße. In der Müllermatrix besetzt eine Figur namens Müller diese Leerstelle, die aus dem Telefon zu ihrem Zuhörer spricht.[…]
Die Kunstfigur Müller, die da zu einem aus dem Telefon spricht, weiß, dass sie kein Mensch ist, „sondern eine Menschmaschine. Eine künstliche Telefonintelligenz“. Die Stimme ist die, des 1995 verstorbenen Dramatikers Heiner Müller. Aus über 185 Audiofiles, die zwischen zwei und 45 Minuten lang sind, hat die Performance-Gruppe Interrobang die Müllermatrix geschaffen. „In ihr lassen wir Heiner Müller als Telefoncyborg wieder auferstehen: eine von uns künstlich geschaffene Figur namens Herr Müller spricht gespenstisch mit der Stimme des toten Heiner Müllers über unsere Gegenwart“, erklärt Konzepterin und Realisatorin Nina Tecklenburg.[…] Der Zuhörer entscheidet, wovon Müller sprechen soll. Je nach Tastenwahl geht es um das Theater, die Ökonomie oder die Festung Europa. Mal sind es komplizierte Thesen Heiner Müllers, mal von Interrobang montierte Sätze. Dann schlägt das Einbahnstraßentelefonat aber auch immer wieder in Plauderpassagen um, Müller erzählt Anekdoten oder fragt, ob der Zuhörer nicht mal eine Zigarrenpause machen wolle.[…]
Interrobang verbirgt weder Schnittstellen, noch die verschiedenen Qualitäten der Audioaufnahmen. […] Immer wieder wird Müller auf den Übergang von Mensch zu Maschine verweisen und letztlich die ultimative These aufstellen: „Man muss irgendwann begreifen, dass nur die Kunstwerke, die auch technologisch auf der Höhe sind, politisch was bewirken können.“